Die Nagelsche Säule
Ein Denkmal des Vermesserhandwerkes
Ein Denkmal des Vermesserhandwerkes
Die Königlich Sächsische Triangulation war eine umfassende Landesvermessung im Königreich Sachsen, die von 1862 bis 1890 stattfand. Ihr Hauptziel war die Schaffung einer exakten geodätischen Grundlage für präzise Landkarten, die für Verwaltung, Militär und Wirtschaft notwendig waren.
Die Vermessung erfolgte mittels Triangulation (Dreiecksmessung), bei der Winkel zwischen markanten Punkten gemessen wurden, um ein Netz über das Land zu spannen. Ausgehend von einer genau vermessenen Basislinie wurde unter Leitung von Prof. Christian August Nagel ein Netz von Festpunkten 1. und 2. Ordnung etabliert, oft markiert durch insgesamt 158 Granitsäulen.
Das Ergebnis war ein hochpräzises Festpunktfeld, das als Basis für die neuen topographischen Karten Sachsens (Maßstab 1:25.000) diente. Viele der errichteten Granitsäulen sind bis heute als technische Denkmäler erhalten und zeugen von dieser bedeutenden Vermessungsleistung.
Christian August Nagel (17. Mai 1821 – 23. Oktober 1903) war ein herausragender Geodät und Ingenieur, dessen Arbeit maßgeblich die Entwicklung der Landesvermessung im 19. Jahrhundert prägte. Er wurde in Grünberg bei Radeberg geboren und entwickelte schon früh ein Interesse an Mathematik und Vermessungskunst. Nach einer fundierten Ausbildung an der Geodätenschule in Wermsdorf und später an der Technischen Bildungsanstalt in Dresden begann er seine Karriere zunächst im Eisenbahnbau, bevor er sich der Geodäsie widmete.
Inschrift:
Station
OSSLING
der
Mitteleurop. Gradmessung
_____________________
K. Sachsen
1864
Die Säule von Oßling, August 1864 errichtet, ist als Nr.1 - 1. Ordnung deklariert. Sie wurde aus Kamenzer Granit gefertigt und von Robert Helmert errichtet. Er war der Bauführer und Assistent Professor August Nagels. Die Baukosten beliefen sich auf insgesamt 361 Mark für Säule und Schneisenbau. Ursprünglich war eine Höhe von 3,5m geplant, wurde aber später wegen Kostenersparnis auf 1,9m herabgestuft.
Ihr ursprünglicher Platz gilt als die letzte höchste Erhebung bis Berlin. Der Oßlinger Berg hatte eine ursprüngliche Höhe von 204m. Heute sind es, aufgrund der Steinbrucherweiterung noch ca. 194m.
Wann genau die Säule vom ursprünglichen Platz verlegt wurde ist bisher nicht genau bekannt.
In den 1960er Jahren stand sie noch auf dem Berg unter einer Holzkonstruktion. (Siehe Bild oben)
Dort wurde sie nicht nur von Kindern zum Klettern und Spielen genutzt, sondern auch sowjetische Truppen nutzten die Örtlichkeiten für militärische Manöver und Übungen, so Zeitzeugen.
Die Geschichte um die "Rettung" der Säule ist auch interessant. So erzählt man sich, dass diese bereits auf einem LKW verladen war, um im naheliegenden Schotterwerk zerkleinert zu werden. Der Umsichtigkeit des damaligen Bürgermeisters Julius Pieger war es zu verdanken, dass sie erhalten blieb. Sie wurde dann an einem Zwischenstandort, vor dem Friedhofseingang wieder aufgestellt.
Eher unscheinbar verweilte sie bis Anfang der 1990er Jahre an diesem Ort, bis sie 1993 von Herrn Notz, einem Mitarbeiter des Landesvermessungsamtes, entdeckt wurde. Daraufhin wurde sie aufwendig restauriert und am 7. Mai 1994 feierlich am jetzigen Standort eingeweiht.
Der damalige Bürgermeister Henry Nitzsche, Pfarrer Walther Gerber und Herr Eisner, ein Vertreter des Landesvermessungsamtes, berichteten Wissenswertes aus der Geschichte der Säulen und ihre Bedeutung.
Unterstützt wurde die Restauration von der untere Denkmalschutzbehörde, dem Landesvermessungsamtes, der Gemeinde Oßling und dem Schotterwerk Oßling.
Die heutige Säule wurde zusätzlich durch eine weitere Stele mit Erklärung ergänzt:
Original-Vermarktung (Nagelsche Säule)
eines Punktes der
"Europäischen (Anfänglich "Mitteleuropäischen")
Gradmessung im Königreich Sachsen".
Diese 1862-1980 geschaffene wissenschaftliche Vermessung
zur Ermittlung von Form und Größe der Erde war das
Lebenswerk des sächsischen Geodäsie-Professors
August Nagel (1821-1903)
Der Pfeiler wurde wegen Steinbrucherweiterung von
seinem ursprünglichen, ca. 750m entfernten Standort
geborgen und anschließend als vermessungs- und
heimatkundliches Denkmal von der Gemeindeverwaltung
Oßling im Zusammenwirken mit dem Landes-
vermessungsamt Sachsen hier aufgestellt.
1993
Die Nagelsche Säule in Oßling ist somit ein wichtiges Zeugnis der Geschichte der Landesvermessung in Sachsen und in Deutschland und ein Kulturdenkmal von überregionaler Bedeutung. Außerdem ziert sie das Wappen des 2023 gegründeten Heimatvereins Oßling e.V.